Warum Volleyballer kein Fußball spielen sollten
Denn wir wissen nicht, was wir tun ...
Philipp Kroiss


Während einer Auslands-Saison hatte unser Coach nach einem Sieg immer ein besonders Zuckerl für uns:
Im ersten Training nach dem Erfolg durften wir zum Aufwärmen 15 Minuten Fußball spielen.
Ein Volleyballer freut sich immer enorm, wenn er Fußball spielen darf.
Weil man dann einen Teil des ständig gleichen, stupiden Warm-Ups durch etwas Spaßigeres ersetzt.
Aber der Fußball ist gefährlich
Denn auf einmal spielen Volleyballer ein Spiel, bei dem Körperkontakt erlaubt ist.
Und sobald jemand intensiver in einen Zweikampf reingeht, werden aus coolen Gentlemen blutrünstige Killerbienen.
In jener Saison hatten wir einen Zuspieler, ...
... der sich durch seine überehrgeizige Art keine Freunde im Team machte.
Er kommentierte alles und korrigierte jeden.
Wenn ein Angreifer aus einem seiner oft unterirdisch schlechten Zuspiele nichts machen konnte, erklärte er ihm, dass er anders anlaufen sollte.
Und überhaupt war prinzipiell nie er Schuld, wenn Fehler passierten.
Er gewann uns sicherlich das ein oder andere Pflichtspiel mit seiner rauen, nervigen Art. Denn noch mehr als mit uns, legte er sich mit dem Gegner an. Manchmal ist es also doch auch gut, solche Heißläufer in der Mannschaft zu haben.
Aber zurück zum Fußball.
12 Minuten des Kicks sind bereits vorüber
Ich, als talentbefreiter Fußballer, bin wie immer damit beschäftigt, von einer Seite zur anderen zu sprinten, um meinem Team zumindest mit meiner Körperlichkeit zu helfen.
Das eine Tor Rückstand möchte ich unbedingt noch aufholen.
Wir sind nahe dran, da sich der Gegner in teaminternen Diskussionen verliert.
Nicht überraschend ist unser Zuspieler Hauptbeteiligter.
Bereits zum dritten Mal verlangt er von unserem Ältesten, dass er gefälligst mehr laufen und besser spielen soll.
Ich bin wieder mal voll im Sprint ...
... und fetze im Zweikampf dem Ball hinterher.
Tunnelblick.
Auf einmal ein lautes “Stoooooopppp!!!”
Ich bremse und ...
... blicke verwundert zum Trainer.
Doch dieser befindet sich nicht an seinem gewohnten Platz.
Da sehe ich ihn bereits zur Mitte des Feldes stürmen.
Unser Zuspieler liegt benommen am Boden.
Blut spritzt aus seiner linken Wange, als wäre sein Gesicht ein Springbrunnen.
"Du verdammter Hurensohn!" ...
... schreit er, springt auf und möchte dem Team-Ältesten an die Gurgel springen.
Zwei meiner Mitspieler gehen dazwischen.
Ich stehe circa 20 Meter vom Tatort entfernt und kenne mich gar nicht aus.
Unser Ältester, eigentlich ein Teddybär, ...
... hatte komplett die Nerven verloren und unserem Zuspieler für dessen Dauerkritik eine satte Rechte verpasst.
Zwischen die ungläubigen, schockierten Gesichter mischt sich bei manchen auch noch eine gewisse Genugtuung:
Eigentlich hatte er das längst verdient ...
Hast auch du einen nervigen Temakollegen?
Kann auch dich der Sport so triggern, dass du Aktionen schiebst, die du im “normalen Leben” nie tun würdest?
FOTO: Aude Larjaud