Für den Leistungssport habe ich meine Jugend geopfert
War es das wert?
Philipp Kroiss


Die Wochentage meiner gesamten Jugend sahen so aus
✔️ Aufstehen
✔️ Schule
✔️ Heimkommen, Essen, Hausaufgaben
✔️ Volleyballtraining
✔️ Lernen
✔️ Schlafen-Gehen
Und die Wochenenden so
✔️ Aufstehen
✔️ Hausaufgaben
✔️ Volleyball-Matches
✔️ Heimkommen
✔️ Lernen
✔️ Schlafen-Gehen
"Wow, du hast deine ganze Jugend geopfert!", ...
... entgegnen mir die meisten.
Ja, ich hab während meiner Jugend eigentlich nur für die Schule und den Sport gelebt. Aber da ich beides extrem gerne machte, hat es sich nie wie ein Opfer angefühlt.
Natürlich sagt sich dies leichter, wenn der Traum der Profikarriere am Ende auch wirklich aufgeht. Hätte es nicht funktioniert, dann würde ich jetzt wahrscheinlich schon mit viel Wehmut zurückblicken.
Könnte ich nochmal zurück auf das Start-Feld, würde ich dennoch ein paar Dinge anders machen:
#1: Weniger Fokus auf gute Noten
Denn ich wollte immer lauter Einsen haben.
Daher lernte ich auch viel für Fächer, die mich null interessierten. Gleichzeitig vertiefte ich mich aus Zeitmangel nie in jene Bereiche, die mich so richtig begeisterten. Heute würde ich es umgekehrt machen.
Scheiß auf die Noten, so lange sie gut genug sind, um durchzukommen!
#2: Mehr Vielseitigkeit im Sport
Für mich gab es immer nur Volleyball, Volleyball, Volleyball.
Obwohl ich auch andere Sportarten spannend fand und die Möglichkeit hatte, sie auszuüben, kam es dazu so gut wie nie. Es hätte weniger Zeit für Volleyball bedeutet. Und das hätte zu weniger Fortschritten in meinem Sport geführt.
Blödsinn!
Heute weiß ich, dass viele der besten Volleyballer, mit denen ich zusammenspielte, eine sehr vielseitige sportliche Ausbildung genossen haben.
#3: Größeres Interesse an meinen Schulkollegen
Klar hatte ich gute Freunde in der Schule.
Doch richtig viel Zeit nahm ich mir nie für sie.
Volleyball war stets wichtiger.
Wenn ich heute zurückdenke, wieviel tolle und interessante Menschen in meinem Jahrgang dabei waren, bin ich manchmal traurig, dass ich die Meisten von ihnen nie wirklich kennengelernte.
Wofür hast du gebrannt in deiner Jugend?
Wofür hast du sie "geopfert"?
War es das wert?
Oder bereust du es?
FOTO: Aude Larjaud